Verbundglas und Verbund-Sicherheitsglas
Verbundglas besteht aus zwei oder mehreren Glasschichten, welche mit einer oder mehreren elastischen Zwischenschichten miteinander verbunden sind. Verbundglas und Verbund- Sicherheitsglas ist entsprechend der europäischen Bauproduktverordnung zu produzieren und zu kennzeichnen. Die Produkteigenschaften und Leistungsanforderungen sind in der DIN EN ISO 12543-1 bis 12543-6 definiert. Die werkseigene Produktionskontrolle und sachgemäßen Produktkennzeichnung hat gemäß DIN EN ISO 14449 zu erfolgen.
Produktion:
Der größte Teil der industriell produzierten Verbundsicherheitsgläser in Europa wird mit einer Polyvinylbutyral-Folie (PVB) als Zwischenschicht verarbeitet.
Dafür werden die zu laminierenden Glasscheiben mit der Folie als Zwischenschicht übereinandergelegt. Anschließend werden die Scheiben im Rollenvorverbund bei etwa 80° Celsius miteinander verpresst. Die Scheiben sind zu diesem Zeitpunkt noch trübe in der Durchsicht und es fehlt die erforderliche Haftung zwischen dem Glas und der Verbundfolie. Erst im Autoklaven bei einem Druck von 13 bar und einer Temperatur von 130° Celsius entwickelt sich die volle Haftung zwischen den Oberflächen. Die Dauer, welche die Scheiben im Autoklaven sind, ist abhängig von den Glasdicken und der Anzahl zu laminierenden Glasscheiben.
In seltenen Fällen wird als Zwischenschicht auch ein thermoplastischer Kunststoff (Ionoplast) verwendet. Diese Zwischenschicht wird meist im Sackverbund verarbeitet. Dabei werden die Gläser mit den ionoplastischen Zwischenschichten in einem Vakuumsack eingeschweißt. Anschließend wird Luft aus dem Vakuumsack evakuiert. Im Autoklaven bei etwa 13 bar und 120° Celsius stellt sich dann die Haftung zwischen dem Glas und der Verbundfolie ein.
Industriell kaum relevant ist die Produktion von Verbundglasprodukten mit Ethylene-Vinyl-Acetate Folien (EVA) oder Gießharzzwischenschichten.
Materialeigenschaften:
Die Eigenschaften von Verbund und Verbund- Sicherheitsgläsern sind vielfältig, ändern sich aber mit der Verwendung unterschiedlicher Materialien. So ist die ionoplastische Zwischenschicht für die Verbesserung der statischen Steifigkeit und des Resttragverhaltens bekannt. Sie kommt meist dort zum Einsatz, wenn erhöhte statische Anforderungen vorhanden sind.
Um den Schallschutz zu erhöhen verwendet man meist weichere, speziell entwickelte PVB- Folien.
Es gibt auch Verbundgläser, die aufgrund ihrer aufquellenden Zwischenschichten dem erhöhten Brandschutz dienen.
Verbundgläser, mit besonders reißfesten Folien, kommen zum Einsatz bei durchwurf, durchbruch, durchschuss und explosionshemmenden Verglasungen.
Durch die Verwendung von farbigen Folien oder das Einlaminieren von zusätzlichen Materialien kann Verbundglas architektonischen Wünschen angepasst werden.
Aufgrund der weit verbreiteten und standardisierten Verarbeitungsmethoden ist die visuelle Qualität von Verbundgläsern grundsätzlich sehr gut. Nur in seltenen Fällen sind Einschlüsse oder optische Verzerrungen zu erkennen.
Weitaus häufiger werden sogenannte „Delaminationen“ beanstandet. Bei Delaminationen fehlt die Haftung zwischen der Verbundfolie und der Glasoberfläche. Dies kann man in Form von Blasen zwischen den Glasscheiben erkennen. Dem kann eine chemische Unverträglichkeit mit angrenzenden Baumaterialien, ein Anwendungsfehler oder eine mangelhafte Produktqualität zu Grunde liegen. In den meisten Fällen sind mehrere Faktoren für das Versagen ausschlaggebend. Nur selten haben Delaminationen keine unmittelbare Auswirkung auf die Sicherheitseigenschaften des Glases.
Anwendung:
Verbund-Sicherheitsglas wird meist dort angewendet, wo zusätzliche Sicherheitsanforderungen zu erfüllen sind. Als Absturzsicherung von Balkonen dient Verbund-Sicherheitsglas dem direkten Schutz einer Person. Bei Überkopfanwendungen wird mit der Verwendung von Verbund-Sicherheitsglas sichergestellt, dass im Falle des Glasbruchs keine größeren Glaselemente auf darunterliegende Verkehrsflächen fallen. Um die Auswirkungen von Explosionen zu minimieren, werden auch bei einer zunehmenden Zahl von Bauprojekten explosionshemmende Verglasungen eingebaut.
Durch die Verwendung von steifen Verbundfolien und Mehrfachlaminaten werden zunehmend auch statisch tragende Elemente aus Glas gebaut. Dies sind zB. Glasträger oder Glassäulen. Auch tragende Glaswände werden in moderner Architektur verbaut.